Gedanken zum Tag

Mittwoch, 31. Januar 2024

Beim Autofahren läuft bei mir meist Radio und zwar „Puls“ vom BR. Eigentlich war ich mit meinen Gedanken ganz woanders, aber dann spricht mich gestern auf einmal eine Melodie an und Textfetzen bekommen meine Aufmerksamkeit. Der Song ist von „Mine“ und heißt: „Ich weiß es nicht“. Wie gesagt, ich finde die Melodie wunderschön. Und mir gefällt, wie sie die Komplexität des Lebens in Worte fasst. Wer weiß schon wirklich, wie’s geht? Wer hat den Plan?
Bei einer Sache allerdings, da würde ich ganz anders formulieren. Denn ich glaube fest, dass nach dem Tod nicht das Ende ist. Nicht aus und vorbei und das war’s. Da hab ich in der Tat Vertrauen. Vertrauen in die Auferstehung. Jesus hat’s uns vorgemacht.
Hier die Lyrics:

Wenn ich könnte, hätte ich Vertrauen zur Welt
Dass alles besser wird und dass es hält
Wenn ich könnte, glaubte ich, dass es nicht sein muss
Dass nach dem Tod das Ende ist, dass Tod heißt, es ist Schluss

[Refrain]: Wenn ich könnte, wüsste ich, was wichtig ist, was nicht
Was es wirklich besser macht und was nicht
Wenn ich könnte, wüsste ich, was richtig ist, was nicht
Was fällt ins Gewicht? Ich weiß es nicht

Wenn ich könnte, hätte ich mir selber gerne gesagt
Dass es okay ist, wenn man länger braucht manchmal
Dass niemand von den Nasen einen Plan hat, wie es geht
Und es nie cool ist, wenn man sich über andere erhebt

[Refrain]

Wenn ich könnte, würde ich euch erklär'n, wie man sich erspart
Sich aufs Maul zu legen und wie man sich gleichzeitig bewahrt
Kein'n Scheiß zu labern und wie man sein Innerstes besiegt
Doch das hab' ich bis heute selbst nicht hingekriegt

[Refrain]
 

Video

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Verena Übler


Mittwoch, 10. Januar

Vom Schriftsteller Wilhelm Raabe stammt der Satz: „Schau auf zu den Sternen, hab acht auf die Gassen!“ 

Dazu fallen mir die Heiligen Drei Könige ein, eben haben wir das Epiphaniasfest gefeiert. Bekanntermaßen sind die drei dem Stern gefolgt. Sie haben also zu den Sternen aufgeschaut und eines Tages diesen einen, besonderen entdeckt. Den Stern von Bethlehem, der sie zum Jesuskind geführt hat. Sie haben sich nach dem Besonderen gestreckt, haben gespürt, dass etwas in der Luft liegt, etwas, das noch nie da gewesen war. Der Blick nach oben, zu den Sternen war wichtig, denn sonst hätten sie das weltverändernde Geschehen wahrscheinlich gar nicht mitbekommen. Gleichzeitig sind sie aber nicht abgehoben, sie haben in gewisser Weise auf die Gassen acht gehabt. Sie sind nämlich nicht zu Herodes zurückgekehrt, um ihm von Jesus zu erzählen, sondern sind auf anderem Weg in ihre Heimat zurück. Bei aller Sternguckerei sind sie „in den Gassen“, also auf dem Boden der Tatsachen geblieben. Himmel und Erde gehören zusammen.      

Verena Übler


Donnerstag, 4. Januar

Buchstütze
Kopfstütze
Atemstütze
Liegestütze
Unterarmgehstütze
Stützmauer
Stützpfeiler
Stützräder
Stützstrumpf
Stützkorsett
Stützbalken
Stützlast - Unterstützung. In allen Lebenslagen wird sie gebraucht, die Unterstützung. Wir brauchen sie. Brauchen wir sie wirklich? Wie wäre es, wenn wir uns an Hildegard von Bingen hielten:
„Freue dich, denn Gott hat dich so in der Hand, dass du dich in keiner Weise auf die eigene Sicherheit zu stützen brauchst.“

Gesegnetes neues Jahr!

Verena Übler


Mittwoch, 27. Dezember 2023

Blau

Ihr Mantel ist fast immer blau. Die Farbe des Meeres, dort, wo es tief ist, und die des Himmels, wenn es Abend wird. Der blaue Mantel der Maria. Er umhüllt nicht nur sie, sondern auch ihr Kind. Blau, die Farbe des Vertrauens. Des Glaubens und der Treue. Manchmal möchte man in ihr versinken. Und dann weckt sie auch noch diese Sehnsucht. Wie damals bei den Romantikern, die hatten ihre blaue Blume. Blau, die himmlische Farbe. Galt als besonders kostbar in der Malerei. Am wertvollsten das Ultramarinblau, gewonnen aus einem Edelstein, dem Lapislazuli. Blau, die Vorform von Schwarz. Wenn es kippt, kommt die große Dunkelheit. Und dann auch wieder hell und licht. Hellblau, diese zarte Farbe für kleine Jungen. Und die des Himmels, wenn die Sonne scheint. Blitzeblau. Maria in ihrem Mantel umhüllt dies alles. Den Glauben, die Hoffnung, die Sehnsucht. Und das unendlich Kostbare. Die Kunst spricht von Marias „Himmelsmantel“. 

[Frank Hofmann, in: der andere Advent 2014/15, 7.12., hg. von Andere Zeiten e.V. Hamburg]


Mittwoch, 20. Dezember

Jetzt heißt es bald wieder: „Fürchtet euch nicht, siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ (Lk 2,10)

Passend dazu, habe ich bei der Gospelchorweihnachtsfeier ein Lied von O’Bros kennengelernt: Fürchte dich nicht.

Einfach mal reinhören

Verena Übler


Mittwoch, 13. Dezember

Wie schön war es als Kind, wenn abends die Tür zum Flur noch einen Spaltbreit offenstand, während ich schon im Bett lag. Der Streifen Licht, der ins Zimmer schien, die gedämpften Geräusche draußen von den Erwachsenen, die noch auf waren – all das tat gut. Ruhig konnte ich die Augen schließen und auf den Schlaf warten. Viele haben das genauso erlebt.

Irgendwo habe ich gelesen, dass diese Situation auch ein Vergleich unserer Beziehung zu Gott sein kann. Wenn wir die Tür zu Gott nur einen Spaltbreit aufhalten, fällt ein Licht und vielleicht auch ein Ton von Gott auf unser Leben. Ein Licht und ein Ton, tröstlich und ermutigend zugleich.

Verena Übler


Mittwoch, 6. Dezember

Perspektivwechsel

Advent heißt Warten
Nein, die Wahrheit ist
Dass der Advent nur laut und schrill ist
Ich glaube nicht
Dass ich in diesen Wochen zur Ruhe kommen kann
Dass ich den Weg nach innen finde
Dass ich mich ausrichten kann auf das, was kommt
Es ist doch so
Dass die Zeit rast
Ich weigere mich zu glauben
Dass etwas Größeres in meine Welt hineinscheint
Dass ich mit anderen Augen sehen kann
Es ist doch ganz klar
Dass Gott fehlt
Ich kann unmöglich glauben
Nichts wird sich verändern
Es wäre gelogen, würde ich sagen:
Gott kommt auf die Erde!

Und nun lesen Sie den Text von unten nach oben!

[Iris Macke, aus: Der andere Advent 2018/19, 6.12.]

Verena Übler


Mittwoch, 15. November

Ist „Nie wieder!“ eine Lüge? 
Mit dieser Frage hat uns die Stadträtin Lena Odell bei der Gedenkveranstaltung des Bezirksausschusses 16 zum 9. November 2023 in ihrer Ansprache konfrontiert. Diese Frage geht mir nicht mehr aus dem Kopf. „Lüge“ ist vielleicht nicht das richtige Wort, ich bin auch nicht mehr sicher, ob sie es genau so hart formuliert hat. Doch wenn ich an die aktuellen Demonstrationen denke, wo Menschen mit Parolen wie „From the river to the sea“ Israel von der Landkarte löschen wollen, wenn ich Fotos sehe, die mit Davidssternen markierte Privathäuser von jüdischen Mitbürger:innen zeigen, wenn ich höre, dass Juden Angst haben, mit Kippa auf die Straße zu gehen, dann frage ich mich, ob wir uns mit dem „Nie wieder!“ etwas vorgemacht haben. Haben wir uns in Sicherheit gewogen? Haben wir geglaubt, wir hätten aus der Geschichte gelernt? Haben wir geglaubt, wir heute sind doch ganz andere Menschen? Anscheinend sind wir es nicht. Anscheinend wurde mit „Nie wieder!“ allenfalls ein Deckel auf dem Topf gehalten. Und irgendwie schlüpft jetzt noch mehr als früher etwas von dem irrationalen Hass, von irrationalen fake news, von irrationalen Ängsten raus und in die Öffentlichkeit. Das darf nicht sein. Antisemitismus darf nicht salonfähig werden. Und das hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun. 
Wir brauchen das „Nie wieder!“ unbedingt und es muss aus tiefstem Herzen kommen.

Verena Übler


Mittwoch, 8. November

Tacheles reden

Sprache beeinflusst unser Denken und Fühlen. Das ist nichts Neues. In den letzten Jahrzehnten sind wir viel sensibler hinsichtlich der Verwendung bestimmter Wörter geworden. Aber es ist noch Luft nach oben. Wie oft verwenden wir z.B. Formulierungen, die aus dem Militärbereich stammen. „Ich halte die Stellung“, wenn ich als einzige noch im Büro bin. „Den Anzugkauf muss ich jetzt mal endlich in Angriff nehmen!“ sagt der eine. Und die andere antwortet: „Aber nimm nicht wieder so einen 08/15 Anzug. Kauf mal was Ordentliches.“ 08/15 war eine Typenbezeichnung für ein Maschinengewehr im 2. Weltkrieg. Wir fahren schweres Geschütz auf, geraten ab und zu ins Hintertreffen und manches passiert im Eifer des Gefechts. 
In unserer Sprache gibt es darüber hinaus auch antisemitische Sprachbilder. So bedeutet im Jiddischen „Mischpoke“ Familie. Im Deutschen wird das Wort aber in abwertender, unguter Weise verwendet. Genauso wie der Begriff „Ische“, der an sich einfach „Frau“ meint. Wer die Ehefrau oder Freundin von jemand als „Ische“ bezeichnet, verbindet damit selten Wertschätzung. 
Ein „Clan“ ist eine verwandtschaftlich verbundene Gruppe, wird aber heute immer mehr mit organisierter Kriminalität verknüpft. 
Was tun? Keine Lehnwörter aus anderen Sprachen mehr verwenden? Das wäre zu platt. Das Pendel sollte auf keinen Fall in die andere Richtung ausschlagen, so dass alles Fremde und Andersklingende aus unserer Sprache verbannt würde. 
Es gibt durchaus echt schöne Wörter mit jüdischen Wurzeln, für die es im Deutschen kein ebenso schönes Pendant gibt. Wer schmust nicht gerne? Und geraten wir nicht alle mal in Schlamassel und brauchen Chuzpe, um da wieder rauszukommen?
Also, bemühen wir uns um Sensibilität und lassen Sie uns Tacheles reden, wenn unser Gegenüber diskriminierende Sprache verwendet! 

Verena Übler


Mittwoch, 1. November

Als Kind gehörte zu fast jedem Besuch auf dem Bauernhof meines Onkels der Gang zum Friedhof. Ich begleitete meine Großmutter, die bei den Gräbern nach dem Rechten sah. Es wurde gepflanzt, gegossen oder einfach nur ein Besuch abgestattet. Als erstes ging es zum Opa, an den ich mich leider nicht erinnern kann. Danach zur unverheirateten Großtante, die einfach nur „Tante“ hieß. Ein kurzer Blick zum Familiengrab großmütterlicherseits und am Schluss zu den Kindergräbern. Das war ein Muss. Zwei Kinder musste meine Oma viel zu früh begraben. Die kleinen Gräber und Grabsteine zu sehen, tat mir leid. Immer wieder wurde nachgerechnet, wie alt sie nur geworden sind. 
Für mich als Kind waren diese Friedhofsgänge nicht gruselig oder beängstigend. Auch wenn ich das damals nicht so hätte formulieren können, ich fühlte mich eingebettet in meine Familiengeschichte. Die Lebenden und die Toten, sie gehörten alle zusammen. 
Ich habe mich auch nie gefragt, wo sie wohl sind, die Toten. Mir genügte damals, dass sie bei Gott sind. Das reicht mir auch heute noch. Ich vertraue auf die Zusage aus Jesaja 43, 1:
„Siehe, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“


Verena Übler


Mittwoch, 18. Oktober

Two peoples, one land,
Three faiths, one root,
One earth, one mother,
one sky, one beginning, one future, one destiny,
one broken heart,
one God.

We pray to you:
Grant us a vision of unity.
May we see the many in the one and the one in the many.
May you, Life of all the worlds,
Source of All Amazing Differences
Help us to see clearly.
Guide us gently and firmly toward each other,
Toward peace.
Amen

Rabbi Sheila Weinberg
Jewish Community of Amherst, Amherst MA


Zwei Völker, ein Land,
drei Bekenntnisse, eine Wurzel,
eine Erde, eine Mutter,
ein Himmel, ein Anfang, eine Zukunft, eine Vorsehung,
ein gebrochenes Herz,
ein Gott.

Wir beten zu dir:
Gewähre uns eine Vision von Einigkeit.
Mögen wir die vielen im Einzelnen und das Einzelne in den vielen erkennen.
Du, das Leben in allem und von allem,
die Quelle all der fantastischen Unterschiede,
hilf uns scharf zu sehen.
Bring uns vorsichtig und beharrlich zugleich zueinander,
hin zum Frieden.
Amen

Verena Übler


Mittwoch, 11. Oktober

Halt

Es gibt den Aufenthalt und den Anhaltspunkt, den Rückhalt und den Unterhalt. Wir ringen um richtiges Verhalten und wünschen uns gute Unterhaltung. 
Und dann gibt es noch die Tierhaltung. Das Wort „Halt“ stammt daher. Ein Hirte hält sich Schafe. 
Er hält die Schafe zusammen, bietet ihnen Aufenthalt, gibt ihnen Rückhalt. Der letzte und wichtigste Halt für die Schafe ist der Hirte. Er ist der Halter und sie halten sich an ihn. 
Und wir? Wir brauchen Halt. Wir wollen gehalten werden in all den Bedrohungen und Unwägbarkeiten des Lebens. 
Und wir können beten: 
„Gott, sei du mein Trost und mein Halt. 
Ich vertraue dir. 
Meine Seele hängt an dir; deine rechte Hand hält mich. (Psalm 63,9)
Amen“

Verena Übler


Mittwoch, 27. September

Ein Alphabet zum Herbstanfang

H – Heimeligsein mit Kerzen, Briefeschreiben, Lesen, langen Telefonaten
E – Einkehr, innere (ich blicke zurück und nach vorne) und äußere (das Leben verlagert sich von draußen nach drinnen, die Gartenmöbel werden in den Keller verfrachtet)
R – das Riechorgan einsetzen: wenn ich meine Nase befrage, riecht der Herbst anders als der Sommer, vor allem frischer in der Früh und am Abend, wenn Autos und Radsattel von Tau benetzt sind. Der Duft von Kirchweih-Nudeln und gebrannte Mandeln liegt in der Luft. 
B – die Beleuchtung ändert sich. Die Tage werden kürzer, morgens ist es länger dunkel, abends früher. Zeitumstellung Ende Oktober! Künstliches Licht dominiert.
S – Durchstarten in der Schule bis zu den nächsten Ferien um Allerheiligen. Durchstarten im Beruf bis zum nächsten langen Wochenende (zum Glück gibt es Brückentage…).
T – it’s Teatime! Vielleicht noch eine letzte Tasse auf dem Balkon, eingemummelt in eine Decke. Und dann Tänzeln beim Spaziergehen durch den Wald, weil die Blätter so schön rascheln. 
Ich ziehe Bilanz, nachdem (fast) Dreiviertel des Jahres vorbei sind: was war schön, was überflüssig, was mag noch kommen?
Ein Buchstabe fehlt, den gibt das Wort „Herbst“ nicht her: G für „Gott, Geborgenheit, Gnade, Geist“. Hier haben die Engländer ein sehr schönes Wort für „sich-aufgehoben-fühlen“: „embedded“, eingebettet sein, eingebunden, umhüllt von seiner Geborgenheit. Die Gnade dazu annehmen können, denn sie ist ein Geschenk Gottes an uns. Dass ich, und Sie dieses „embedded-Sein“ jeden Tag aufs Neue erleben dürfen, mit IHM, das wünsche ich Ihnen von Herzen.

Cornelia Bästlein


Mittwoch, 20. September

Zum heutigen Weltkindertag ein Lied von Bettina Wegner:
„Kinder (Sind so kleine Hände)“


Mittwoch, 13. September

„Ich werde euch mit einem Liedchen Mut machen!“ sagt Troubadix und bekommt dafür – wie so oft – gleich eins auf die Rübe. Es ist der running gag in den Asterix und Obelix Geschichten, dass der stolze Sänger in seiner Kunst verkannt wird und am Ende des Abenteuers meist geknebelt an einen Baum gefesselt ist. 
Wie wohl Martin Luthers Stimme klang? Er hat der Musik jedenfalls einen sehr hohen Stellenwert eingeräumt:
„Wer die Musik verachtet, wie das alle Schwärmer tun -, mit denen bin ich nicht zufrieden. Denn die Musik ist ein Geschenk Gottes, keine menschliche Erfindung. Deshalb vertreibt sie auch den Teufel und macht die Leute fröhlich, man vergisst dabei jeden Zorn, Unkeuschheit, Stolz und andere Laster. Ich gebe nach der Theologie der Musik die höchste Ehre. Und man sieht, wie David und alle Heiligen ihre gottseligen Gedanken in Verse, Reime und Gesang gebracht haben. Deshalb herrscht die Musik in Friedenszeiten.“
Schauen Sie doch mal durch Ihre CDs oder Platten – wenn Sie noch welche haben – und stellen Sie sich Ihre persönliche playlist der besten „Teufel-Vertreib-Lieder“ zusammen. 
Bei mir ist auf alle Fälle „Think“ von Aretha Franklin dabei und „Ain’t nobody“ von Chaka Khan. 

Verena Übler


Mittwoch, 9. August

„Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern/Schwestern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
Matthäus 5,43-48

Als ich mit der Schule fertig wurde, so Mitte der 80er Jahre, da gab es verschiedene Jugendkultur-Strömungen, z.B. die Popper und die Punks oder die Ökos. Die Ökos wurden manchmal auch Alternative genannt. 
Die Sonne hat auch etwas damit zu tun, dass Christ:innen alternativ leben sollen – und zwar im ursprünglichen Sinn, denn alternativ heißt: anders. 

Es bedeutet, dass das Prinzip ‚Wie du mir, so ich dir‘, bei uns Christ:innen nicht gelten soll. Wir sollen anders handeln. 
Warum? Ganz einfach, weil unser Ziel die Vollkommenheit ist. Nichts weniger als das. Die Vollkommenheit Gottes. 
Gott teilt nämlich seine Sonne nach dem Gießkannenprinzip aus, egal ob jemand sie verdient oder nicht. Weil genug davon da ist. Weil Gott genug Liebe hat. 
An dieser Liebe und Güte sollen, dürfen wir teilhaben. 
Und es uns vormachen lassen von Jesus, der Sonne in das Leben vieler Menschen gebracht hat, so dass es in einem Weihnachtslied heißt: Wonne, Wonne über Wonne, Christus ist die Gnadensonne (EG 34, 1). 
Seien wir also Alternative und lassen wir die Sonnenstrahlen Gottes durch uns in die Welt leuchten. 

Verena Übler


Mittwoch, 2. August

Erstes Nachdenken beim KonfiCamp über Gottesbilder. 
Überlege: Wenn Gott ein Haushaltsgegenstand oder ein Tier oder eine Pflanze wäre…
Das waren einige Antworten:

Gott ist wie…

  • ein Besen, der alles versucht aufzukehren.
  • ‚Alexa‘, denn Gott weiß alles. 
  • ein Handy, denn Gott ist immer bei mir.
  • ein Paar Schuhe, denn Gott trägt uns auf Händen.
  • eine Lampe, damit er mir immer den Weg leuchtet.
  • eine Brille, durch die man die Welt anders sieht, wenn man an Gott glaubt. 
  • eine Kerze, weil Gott wie ein Licht in der Dunkelheit scheint.
  • ein Wasserhahn, denn Gott gibt lebenswichtiges Wasser. 

Gott ist wie…

  • ein Mammutbaum, weil der für immer lebt und Lebenskraft spendet; und weil er der größte ist.
  • Gras, weil Gott immer in der Nähe ist.
  • Flieder, weil der so eine beruhigende Farbe hat. 
  • ein Gänseblümchen, weil das Gelbe sein großes Herz ist und die weißen Blätter ein Teil der guten Dinge sind, die er getan hat.

Gott ist wie…

  • ein Hund. Man muss ihn pflegen (beten usw.) und er ist immer für dich da; und tröstet dich. 
  • ein Vogel, weil er uns sieht. 
  • eine Katze, weil sie mich tröstet, wenn ich traurig bin. 

Und was würden Sie antworten? 

Verena Übler


Mittwoch, 19. Juli

Klein aber oho

A photorealistic mouse and a lion looking at each other while sitting on a tree
Bildrechte Stable Diffusion XL

Es war einmal ein großer prächtiger Löwe. Der Löwe ist ja der König der Tiere und immer, wenn er sein mächtiges Gebrüll vernehmen ließ, zitterte die Luft und alle Tiere hielten sich in respektvoller Entfernung. Er war der Stärkste und der Größte.
Eines Tages, als der Löwe wieder einmal auf seinen Streifzügen unterwegs war, lief ihm eine kleine Maus über den Weg. 
Der Löwe packte sie mit seiner großen Pranke und fauchte sie an: “Weißt du nicht, dass ich der Größte hier bin? Warum störst du meinen Weg? Ich werde dich zerdrücken!”
Die kleine Maus war zu Tode erschrocken. Sie musste all ihren Mut zusammennehmen, um dem Löwen antworten zu können.
“Mächtiger Herrscher, lieber König, lass mich am Leben. Wenn du irgendwann einmal in Schwierigkeiten sein solltest, dann werde ich dir dafür helfen!”
Der Löwe ließ ein schallendes Gelächter hören. 
“Ha, ha, ha, ha, das ist der Witz des Tages! Du willst mir helfen? Du kleine schwache Maus? Mir, dem stärksten und mächtigsten Löwen? Ich helfe mir schon selbst. Du kannst doch nichts.”
“Das will ich nicht sagen”, antwortete die Maus. “Gut, ich bin nicht groß und auch nicht sehr stark. Aber dafür habe ich andere Begabungen, die auch sehr nützlich sein können.”
Der Löwe lachte immer noch. Und weil er so sehr lachte, passte er einen Augenblick nicht auf und die kleine Maus konnte entkommen. 
Ein paar Tage später passierte es. Der Löwe verfing sich in einem starken Netz, das Fallensteller aufgestellt hatten. Laut ertönte sein Gebrüll, aber diesmal nicht mächtig, sondern angstvoll und verzweifelt. So sehr er auch strampelte, er konnte sich nicht aus dem Netz befreien.
Die Maus hörte sein Schreien. Sofort eilte sie zu ihm. Und sie wusste auch sofort, was zu tun war. Mit ihren scharfen kleinen Zähnen begann sie an den Stricken des Netzes zu nagen. 
Die ganze Nacht nagte sie und als die Sonne aufging, war der Löwe wieder frei.
Er schüttelte und streckte sich. Glücklich und dankbar sagte er zu der Maus: “Du hast recht gehabt, kleine Maus. Du bist zwar nicht groß und stark, aber deine Begabung ist genauso wichtig wie meine. Sie hat mir das Leben gerettet. 
Und von diesem Tag an waren der Löwe und die Maus gute Freunde.

Verena Übler


Mittwoch, 5. Juli

Der Mensch soll arbeiten – aber nicht wie ein Lasttier, das unter seiner Bürde in den Schlaf sinkt.
Johann Gottfried Fichte

Die Arbeit nimmt kein Ende. Auf einem Bauernhof gibt es immer etwas zu tun. Tagaus, tagein. Ganz besonders, wenn es ein Bauernhof mit Viehwirtschaft ist, wie bei meiner Großmutter. Die Kühe mussten am Morgen und am Abend gemolken und versorgt werden. Jeden Tag. Und auch sonst gab es immer etwas zu tun. 
Wenn ich zu Besuch war, durfte ich mit meiner Oma in einem Zimmer schlafen. Manchmal wurde ich wach, wenn sie um 5 Uhr morgens aufgestanden ist. Eine Weile habe ich dann den Geräuschen aus dem Stall gelauscht und bin wieder eingeschlafen, gemütlich ins Federbett gekuschelt.
Die Arbeit nahm kein Ende. Urlaub? Fehlanzeige. Nur der Sonntag, der fiel doch aus der Reihe. 
Im Sommer, wenn es so richtig heiß war, da setzte sich meine Oma in einen bequemen Campingstuhl in den kühlen Hausflur und löffelte genussvoll eine ganze Familienpackung Eiscreme, ganz für sich allein – und ruhte aus. 

Und so vollendete Gott am siebenten Tag seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte. 
1. Mose 2,2-3

Verena Übler


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