Mittwoch, 30. März
"Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht."
Gott hat ein Samenkorn in diese Welt gelegt: Jesus. Aus seinem Tod ist neues Leben gewachsen, neues Leben für die ganze Welt. Es lässt sich nicht mehr aufhalten, auch wenn der Augenschein manchmal dagegen spricht. Es ist da. Es wird sich durchsetzen. Mitten in der Passion ist dies Grund zur Freude. (1)
Weil wir das im Evangelium des Sonntags „Lätare – Freuet euch“ hören, deswegen heißt dieser Sonntag in der Passionszeit auch „Klein-Ostern“.
Lätare, das ist der Passionssonntag im Osterlicht. Seit Sonntag haben wir in der Kirche auch ein rosa Parament – selbstgenäht – über das ich mich sehr freue.
Rosa als Mischung des Violett der Passionszeit und des österlichen Weiß der Auferstehung. An zwei Sonntagen im Kirchenjahr findet es Verwendung, am Sonntag Lätare und am 4. Adventssonntag „Gaudete – Freuet euch“.
Die Farbe Rosa zeigt: Mitten in der Passionszeit gedenken wir des Leidens Jesus Christi – aber wir tun es voller Freude im Licht seiner Auferstehung, das uns von Ostern her entgegenscheint.
(1 Aus: Gottesdienst feiern. Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen, M3,22)
Felix Breitling
Montag, 28. März
Stummer Frühling
Im Sommer 1962, vor knapp 60 Jahren, erschien in den USA ein aufsehenerregendes Buch: "Silent Spring" (Stummer Frühling). Die Zoologin und WIssenschafts-Journalistin Rachel Carson beschrieb darin, was der Einsatz von Pestiziden, u.a. DDT, in der Natur anrichtet. Durch die Kontaminierung der Böden und des Wassers reichern sich Giftstoffe in der Nahrungskette soweit an, dass am Ende Insekten, Vögel und Säugetiere vom Aussterben bedroht werden. In den folgenden Jahren wurde der Gebrauch von DDT in den meisten Ländern verboten, nicht zuletzt durch die Debatten, die dieses Buch ausgelöst hatte.
Als ich heute in den Amperauen unterwegs war, da kam mir der "Stumme Frühling" in den Sinn. Normalerweise sollte in den blühenden Bäumen und Büschen nun ein lautes Summen ertönen von unzähligen (Wild-)Bienen.
Aber stattdessen: es war nichts zu hören, alles blieb stumm. Nur ganz vereinzelt sah man eine Biene oder Hummel. Auch Schmetterlinge flogen in dem Naturschutzgebiet am Fluß so gut wie keine.
Der stumme Frühling rückt näher, 60 Jahre nach Veröffentlichung des Buches. Es wird von Jahr zu Jahr leiser, vor allem draußen auf dem Land. Die Ursachen sind bekannt - u.a. Überdüngung, Pestizide, Monokulturen, Flächenversiegelung und Klimawandel. Was fehlt, das ist ein schnelles und konsequentes Gegensteuern. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr.
Mathias Brandstätter
Freitag, 25. März
Suche Frieden und jage ihm nach.
Psalm 34, 15
Unter diesem Motto haben die Konfirmand:innen am Dienstag Friedenstauben gefaltet. Dann sind sie raus gegangen und haben im Umfeld der Lätarekirche Orte gesucht, die Frieden nötig haben oder die Frieden ausstrahlen. Berührende Bilder sind entstanden. Eine Taube im Dornbusch, dessen Stacheln an Schmerz und Gewalt erinnern. Eine Taube auf einem Schlagstock, der eine Grenze symbolisiert. Die Grenze zwischen Krieg und Frieden? Zwei Tauben, die sich küssen, Sinnbild für die Versöhnung nach dem Streit. Eine menschenleere Kreuzung. Wann ist die Großstadt ein friedlicher Ort? Die Taube auf der Schaukel; ein Rückzugsort, wo man Frieden findet im sanften Hin- und Herschaukeln.
Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Matthäus 5, 9
Verena Übler
Mittwoch, 23. März
Jesus ruft seine Jünger (und Jüngerinnen) zusammen und gibt ihnen Macht, dass sie heilsam wirken unter den Menschen. Er traut ihnen und mutet ihnen einiges zu. Ihnen, die aus ganz normalen Berufen kamen, Fischer am See Genezareth. Menschen, die sich als Zöllner ins Abseits manövriert haben und selber nicht gerade zum Heilsein unter den Menschen beigetragen haben und auch später wie Petrus und Judas ihre Fehlschläge tun werden. Menschen, die selbst zutiefst auf Erbarmen angewiesen sind.
„Umsonst habt ihrs empfangen, umsonst gebt es auch“ spricht er ihnen zu. Jesus bevollmächtigt eine Gruppe, keinen allein.
„Geht aber“, sagt Jesus zu seinen Jüngern und stattet sie mit Macht aus. Mit der Macht, zu helfen und das Reich Gottes zu verkündigen.
Er ruft seine Jünger zu sich, und sendet sie gemeinsam in die Welt, gemeinsam – niemand allein – dass sie heilen und ihm so nachfolgen.
Auch wir sind damit gemeint und bekommen diese Macht. Keine Macht über andere, sondern die Macht, dass wir aufmerksam sind und uns in Bewegung setzen. Macht, die uns befähigt, zu handeln und heilsam in der Welt und für andere zu wirken. „Umsonst habt ihrs empfangen, umsonst gebt es auch.“
Felix Breitling
Montag, 21. März
Frühlingsbeginn
Nun hat der Frühling begonnen - in der Natur, nach dem Sonnenstand und nach dem kirchlichen Kalender.
Der sogenannte astronomische Frühlingsbeginn ist genau dann, wenn die Sonne den Äquator überquert. Der genaue Zeitpunkt schwankt etwas, die Überquerung kann zwischen dem 19. und 21. März liegen. Dieses Jahr war es übrigens gestern Nachmittag, am 20. März.
Der Frühlingsbeginn spielt auch eine wichtige Rolle bei der Berechnung des Ostertermins. Die Auferstehung Christi war nach dem Neuen Testament während dem jüdischem Pessachfest - und das Pessachfest findet immer nach dem ersten Frühlingsvollmond statt.
Im 4. Jahrhundert wurde bei einem Konzil im Nicäa festgelegt, dass Ostern am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling gefeiert werden soll.
Und zur Vereinfachung wurde damals der Frühlingsbeginn unabhängig vom astronomischen Datum auf den 21. März festgelegt.
Der nächste Vollmond ist am 16. April, Ostern feiern wir dieses Jahr also am Sonntag, 17. April.
Mathias Brandstätter
Freitag, 18. März
Lass dich nicht ängstigen,
nichts dich erschrecken.
Alles geht vorüber.
Gott allein bleibt derselbe.
Wer Gott hat, der hat alles,
Gott allein genügt.
Theresa von Avila
„Nada de turbe“ heißt die spanische Fassung.
Nada de turbe, nada te espante.
Quien a Dios tiene, nada le falta.
Nada de turbe, nada te espante,
Solo Dios basta.
Bei diesem Lied, das man auch wie viele Taizé-Lieder öfter nacheinander singen kann, kommt man in eine Art meditative Haltung: Gesang / Melodie und Sprache passen so gut zueinander, dass man das, was gesungen wird, fühlt. Das gilt für die deutsche, wie auch für die spanische Fassung.
Am Ende fühle ich mich getragen von einem, der meine Sorgen und Nöte kennt, meine Schwächen und meine Stärken, kurzum: ich fühle mich gestärkt und gehe gelassener in den Tag.
Und wir hoffen alle auf Frieden; dass es gelingt, die Spirale der Gewalt zu stoppen. Und dass die Menschen in der Ukraine in ihrem schwierigen Alltag dennoch Hoffnung sehen: in der Solidarität in der Welt, in den Gebeten weltweit, in der unendlichen Liebe Gottes zu uns.
Cornelia Bästlein
Mittwoch, 16. März
Vorgestern habe ich einen Koffer und mehrere bunte Blätter mit in die Schule in eine zweite Klasse mitgenommen. "Wenn Du möchtest, schreibe oder male bitte auf Dein Blatt, was Dich tröstet oder was Dir hilft, wenn Du traurig bist." Einige Zeit haben die Kinder geschrieben und gemalt und haben ihre Blätter dann in den Koffer gelegt. Danach haben wir sie uns gemeinsam angesehen. "Ich spiele Fußball mit meinen Freunden" stand auf einem Blatt. "Ich lege mich in mein Bett." auf einem anderen. "Es tröstet mich, wenn meine Mama mich zum Lachen bringt." oder: "Ich höre laut Musik". Auf mehreren Blättern war ein Bild vom Kuscheltier.
Es war eine intensive Stunde und Ich habe wieder gemerkt: So unterschiedlich wir Menschen sind, so unterschiedlich gehen wir mit dem um, was uns traurig macht, mit schwierigen Situationen, mit unserer Trauer. Und dass es wichtig ist, dass wir über unsere Traurigkeit reden können. Sie gehört zu uns und sie ist ein wichtiger Teil von mir.
Felix Breitling
Montag, 14. März
Haldensee-Siedlung
Die Haldensee-Siedlung liegt zwischen der Bad-Schachener-Straße und der Hechtseestraße, südlich der Maikäfersiedlung, und gehört zum Gemeindegebiet unserer Kirchengemeinde. Die Häuser wurden in den 1950-er Jahren erbaut, ein Teil stand schon einige Zeit leer und wird nun durch Neubauten ersetzt.
Vor wenigen Tagen kam ich zufällig daran vorbei, als gerade einer der Häuserblocks abgerissen wurde. Einige Nachbarn, vielleicht ehemalige Bewohner, standen dabei und sahen sehr nachdenklich zu, wie das Haus Stück für Stück verschwand.
In den 50-er Jahren waren die Familien, die hier einziehen konnten, sicher glücklich über die damals modernen Wohnungen. Über 60 Jahre haben hier Menschen gelebt, unzählige Lebensgeschichten und Erinnerungen sind mit den Häusern verbunden.
Und nun werden diese Häuser bald auch Geschichte sein.
Mathias Brandstätter
Freitag, 11. März
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.
Psalm 139, 5
Bei Traugesprächen frage ich die Braut: Warum ist er der Richtige? Und dann frage ich den Bräutigam: Warum ist sie die Richtige?
Nicht selten kommt als Antwort, bei ihm/ihr kann ich ich sein, bei ihm/ihr fühle ich mich geborgen.
Geborgen zu sein, das ist ein Grundbedürfnis von uns Menschen, von Anfang an. Wir brauchen das Gefühl, geschützt und geliebt zu sein. Von einem anderen Menschen und von Gott.
Die Geborgenheit, die Gott uns zusagt, die umfasst unser ganzes Leben. Die leichten und die schweren Tage. Und auch wenn wir sie mal nicht spüren, sie ist da.
Ich wünsche mir, dass alle Menschen, die in Not sind, die Angst haben, die verzweifelt sind, etwas von dieser Geborgenheit Gottes spüren. Dass sie wenigstens ruhig schlafen können. Dass Hoffnung bleibt und Mut.
Verena Übler
Mittwoch, 9. März
"Was das Gebet für eine Kraft, für Eigenschaften und Tugenden an sich hat,
das werden wir, habe ich Sorge, nicht genügend herausstreichen können,
denn so schlicht und einfach es klingt,
so tief, reich und weit ist es,
dass niemand es ergründen kann."
Martin Luther
Montag, 7. März
Brücken bauen
Wenn Sie den Tischkalender 2022 der Foto AG der Kirchengemeinde bei sich haben, dann kennen Sie sicher das nebenstehende Foto, das Barbara und Walter Stiegler in Venedig fotografiert hatten..
Die Installation mit den riesigen Händen stammt vom italienischen Bildhauer Lorenzo Quinn und wurde für die Biennale 2019 geschaffen. „Building bridges“ heißt sie und zeigt sechs gefaltete Händepaare, die wie Brücken über einem Kanal stehen.
- Hände, die Trennungen überwinden.
- Hände, die sich vereinigen und beten.
- Hände, die gemeinsam Halt bieten und eine Brücke bilden.
Die Foto AG hatte das Bild zur Monatslosung für den März 2022 ausgewählt:
"Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen. (Eph. 6,18)"
"Building bridges" - Brücken bauen - gerade in diesen Tagen so unendlich wichtig.
Mathias Brandstätter
Freitag, 4. März
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und eine Kerze sorgt nicht für Frieden. Trotzdem ist das Kerzenanzünden eine Handlung, die in schwierigen Zeiten tröstet und Mut macht. In der Offenbarungskirche liegen Kerzen bereit. Kommen Sie vorbei, zünden Sie eine Kerze an, sprechen Sie ein Gebet oder atmen Sie einfach tief durch.
Lasst uns Kerzen anzünden, zum Danken, zum Gedenken und zum Für-bitten.
Eine Kerze zum Dank für 77 Jahre ohne Krieg.
Gott, Dein Licht leuchte uns.
Eine Kerze zum Dank für die, die Krieg verhindert haben.
Gott, Dein Licht leuchte uns.
Eine Kerze zum Gedenken an die, die in Kriegen gestorben sind.
Gott, Dein Licht leuchte uns.
Eine Kerze für die, die ihre Väter so gerne kennengelernt hätten.
Gott, Dein Licht leuchte uns.
Eine Kerze für die, die ihre schlimmen Erinnerungen loswerden möchten.
Gott, Dein Licht leuchte uns.
Eine Kerze für die, die ihre große Liebe durch den Krieg verloren haben.
Gott, Dein Licht leuchte uns.
Eine Kerze für die, die vor dem Krieg zu uns flüchten.
Gott, Dein Licht leuchte uns.
Eine Kerze für die, die den täglichen Kleinkrieg überwinden.
Gott, Dein Licht leuchte uns.
Eine Kerze für die, die sich nach ihrer Heimat sehnen.
Gott, Dein Licht leuchte uns.
Eine Kerze für die, die den Krieg in der Ukraine aushalten müssen.
Gott, Dein Licht leuchte für sie.
Amen
Verena Übler
Mittwoch, 2. März
Das beherrschende Gefühl dieser Tage: Ohnmacht.
Was können wir tun? Nur beten - Fragenzeichen? Nein: Beten - Ausrufezeichen!
Mit eigenen Worten oder mit Worten unseres Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm:
Ewiger Gott, vor Dich bringen wir an diesem Tag unsere Fassungslosigkeit, unsere Trauer und unseren Zorn. Die diplomatischen Bemühungen, auf die wir so gehofft hatten, haben nicht zum Ziel geführt. Die Sprache der brutalen Gewalt gibt jetzt den Ton an. Der Machthunger hat die Oberhand behalten gegenüber der Vernunft.
Sei Du jetzt bei den Menschen in der Ukraine, die durch die Gewalt der Waffen in Not und Gefahr sind. Lass sie spüren, dass überall auf der Welt Menschen für sie beten. Sende Du Deinen Geist in die Herzen derer, die verantwortlich sind für aggressive Gewalt. Lass sie erkennen, dass durch die Gewalt alle verlieren. Öffne ihre Herzen, dass sie sich anrühren lassen von dem leid, dass ihre Gewalt verursacht.
Sei bei denen, die jetzt politische Verantwortung tragen und die richtigen Entscheidungen zu treffen haben. Öffne Wege, der militärischen Gewalt die Klarheit in der Verurteilung des Unrechts, wirksame Gegenmaßnahmen und eine Deeskalation der Gewalt entgegenzustellen.
In uns allen stärke das, was die Basis unseres Lebens ist:
Stärke unseren Glauben.
Stärke unsere Hoffnung.
Stärke unsere Liebe.
Auf dich vertrauen wir – auch jetzt. AMEN
Verena Übler