Biographie
Sophie Scholl wurde am 9. Mai 1921 in Forchtenberg geboren, einer kleinen württembergischen Stadt, in der ihr Vater damals Bürgermeister war. 1930 zog die Familie nach Ludwigsburg und zwei Jahre später nach Ulm.
In ihrer Jugend engagierte sich Sophie Scholl als Gruppenleiterin im "Bund deutscher Mädchen", entfernte sich dann aber immer mehr von der nationalsozialistischen Ideologie. Verwurzelt im christlichen Glauben suchte Sophie Scholl zur Zeit der NS-Diktatur in Theologie und Philosophie nach Orientierung, nach Halt und einem Weg, den sie vor Gott und sich selbst verantworten konnte. Ihre Briefe und Tagebucheinträge, die sie in dieser Zeit schrieb, sind geprägt von einer intensiven Suche nach Gott.
1942 begann Sophie Scholl ein Biologie- und Philosophie-Studium in München, wo ihr Bruder Hans bereits Medizin studierte. Durch ihn kam sie in den Kontakt zur studentischen Widerstandsgruppe "Weiße Rose" und beteiligte sich dann auch am aktiven Widerstand gegen das Regime. Sie verteilte und verschickte Flugblätter und schrieb Parolen an Mauern. Sie wandte sich gegen die Vereinnahmung des Gewissens, gegen Menschenverachtung und den Krieg und stand bis zuletzt mit ihrem Bruder Hans und den anderen Mitgliedern der Widerstandsgruppe Weiße Rose für ihre Überzeugung ein.
Am 18. Februar 1943 wurden Hans und Sophie Scholl an der Münchner Universität bei der Verteilung des 6. Flugblattes festgenommen. Schon nach vier Tagen, am 22. Februar wurden sie zusammen mit Christoph Probst vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und noch am gleichen Abend in Stadelheim hingerichtet.
Zwei Tage später wurden sie vom evangelischen Gefängnispfarrer Karl Alt, der auch die letzten Stunden vor der Hinrichtung mit ihnen verbracht hatte, auf dem benachbarten Friedhof am Perlacher Forst begraben.
Die Biographin Barbara Beuys schreibt: „Sie waren so jung – Hans Scholl war fünfundzwanzig Jahre alt, Sophie Scholl wäre im Mai 1943 zweiundzwanzig geworden. Sie hatten eine unbändige Lust auf das Leben. Ein Leben, in dem der christliche Glaube – in vielfältiger Gestalt – und die bedingungslose Freiheit für jeden Menschen keine Gegensätze waren, sondern fest zusammengehörten.“
Orte in München, die mit Sophie Scholl verbunden sind
Villa Carl Muth (Emil-Dittler-Str. 10 in Solln)
Sophie Scholl wohnte hier im Mai 1942 wenige Wochen, als sie in München ihr Studium begann. Ihr Bruder Hans stand in engem Kontakt zu Carl Muth, einem katholischen Publizisten.
Mandlstr.28 in Schwabing
Sophie Scholl zog hier in das Zimmer zur Untermiete ein, das davor ihr Bruder Hans bewohnt hatte.
Franz-Joseph-Str. 13 (Rgb),Schwabing
Hans und Sophie Scholl wohnen ab Herbst 1942 in einer 2-Zi-Wohnung im Rückgebäude.
Ludwig-Maximilian-Universität, Geschwister-Scholl-Platz 1
Dort studierte Sophie Scholl Biologie und Philosophie. Am 18. Februar 1943 wird sie zusammen mit ihrem Bruder Hans beim Verteilen des 5. Flugblatts der Weißen Rose dort verhaftet.
Im Lichthof der LMU ist die Gedenkstätte "Weiße Rose" eingerichtet, vor dem Haupteingang sind die Flugblätter als Bodendenkmal eingelassen.
Ehem. Wittelsbacher Palais, an der Brienner Str. 20 (heute Bayern LB)
Hier befand sich das Gestapo-Hauptquartier, in dem Hans und Sophie Scholl und die anderen Mitglieder der Weißen Rose verhört wurden.
Justizpalast, Prielmayerstraße 7, Saal 253
Dort fand die Verhandlung am 22. Februar 1943 statt, bei der Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst zum Tod verurteilt wurden.
Friedhof am Perlacher Forst
In den Gräbern Nr. 73-1-18/19 liegen Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst begraben.
Zaun am Ostbahnhof, gegenüber Orleansstr. 61/63
Hier entstand am 23.7.1942 das bekannte Foto, das Sophie Scholl zusammen mit Hans Scholl und Christoph Probst vor deren Abfahrt an die Ostfront zeigt. Der Metallzaun mit seiner charakteristischen Form ist noch im Original erhalten.
Literatur
Sophie Scholl: Aufstand des Gewissens (Simone Frieling, Ebersbach & Simon, 2021)
Sophie Scholl: Es reut mich nichts. Porträt einer Widerständigen (Dr. Robert M.Zoske, Propyläen Verlag, 2020)
Wie schwer ein Menschenleben wiegt: Sophie Scholl (Maren Gottschalk, C.H.Beck-Verlag, 2020)
Sophie Scholl - Lesen ist Freiheit (Barbara Ellermeier, bene!, 2018)
„Es lebe die Freiheit!“: Die Geschichte der Weißen Rose und ihrer Mitglieder in Dokumenten und Berichten (Ulrich Chaussy und Gerd R.Ueberschär, Fischer Taschenbuch, 2013)
Schluss. Jetzt werde ich etwas tun: Die Lebensgeschichte der Sophie Scholl (Maren Gottschalk, Beltz & Gelberg, 2012)
Sophie Scholl Biographie (Barbara Beuys, Carl Hanser Verlag, 2010)
Sophie Scholl und der Widerstand der Weißen Rose (Barbara Leisner, Arena Taschenbuch, 2010)
Sophie Scholl, Fritz Hartnagel. Damit wir uns nicht verlieren: Briefwechsel 1937-1943 (Thomas Hartnagel (Hrsg.), S.Fischer Verlag, 2006)
Sophie Scholl: "Ich würde es genauso wieder machen" (Barbara Leisner, List Taschenbuch, 2001)
Das kurze Leben der Sophie Scholl (Hermann Vinke, Ravensburger, 1997)
Hans und Sophie Scholl. Briefe und Aufzeichnungen (Inge Jens (Hrsg.), Fischer Taschenbuch, 1988)
Gedenkveranstaltung am 22. Februar 2021
Mit Diakon i.R. Klaus Schulz in der Rogatekirche zum Thema "Erinnerungskultur":
Das Youtube-Video auf unserem Kirchenkanal ist hier zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=__YDoc5XWOw
Weitere Veranstaltungen aus dem Jahr 2021, Veranstaltungsübersicht: zum-100-geburtstag-von-sophie-scholl
Weitere Informationen über Sophie Scholl und die Weiße Rose
Filmbeiträge
- "Sophie Scholl" (BR / Stationen, Sendung vom 5.5.2021)
- "Zum 100. Geburtstag von Sophie Scholl" (auf dem Kanal "bayernevangelisch", vom 6.5.2021)
- "Sophie Scholl - Widerstandskämpferin gegen Hitler" (planet wissen / NDR)
- "Sophie Scholl - Die Seele des Widerstands" (Terra X / ZDF)
- Robert M.Zoskes Biographie über Sophie Scholl (titel thesen temperamente / ARD)
Internetseiten
- Weisse Rose-Stiftung München
- Sonntagsblatt: zum 100. Geburtstag von Sophie Scholl
- Sophie Scholl und die Weiße Rose (Bundeszentrale für politische Bildung)
- Information der Stadt Forchtenberg über Sophie Scholl
- Informationen und Veranstaltungen der Stadt Ulm
Verschiedene Beiträge
"Instrumentalisierung der Weißen Rose"
Transkription eines Gesprächs zwischen Dr.Hildegard Kronawitter und Martin Becher im März 2021
Chrismon: Johann Hinrich Claussen über evangelische Märtyrer
- Text
- Interview mit Robert Zoske
Weiße Rose Gedächtnisvorlesung 2021:„Mit dem Glauben unvereinbar" mit Pfarrer Udo Hahn, Direktor der Evang. Akademie Tutzing.
- Youtube-Film
- Manuskript (pdf-Fornat)